10.12.2008 | 20:07 | Korrekturen und Ergänzungen | Tipps und Tools | Presse und Medien

Diverses

Eine Buchrezension mit Prokrastinations-Erfahrungsbericht von Philipp Contag-Lada in den Stuttgarter Nachrichten.

Der Jurist Henry Greely und die Psychologin Barbara Sahakian fordern in Nature einen neuen Umgang mit "cognitive-enhancing drugs", Schwerpunkt Ritalin. (PDF, gefunden von Johannes Jander)

Mela Eckenfels weist uns auf diesen Comic hin und hat außerdem in ihrem Blog eine nützliche Liste von Anbietern lebensorganisierender Dienstleistungen veröffentlicht.

20.10.2008 | 11:48 | Korrekturen und Ergänzungen

Weltverbesserungsforderungen 21-24

Im Buch auf S.189 einzulegen.

21. Vertragskündigung sollte nicht komplizierter sein dürfen als Vertragsabschluss: Ist der Abschluss online mit zwei Klicks ohne Unterschrift möglich, darf die Kündigung auch nicht mehr als zwei Klicks (und vor allem kein Fax) erfordern.

22. Weg mit dem Rotgeld. Ich zitiere aus einem alten Riesenmaschinebeitrag: "Im fortschrittlichen Finnland wurde das unnütze Rotgeld gar nicht erst eingeführt, aber anderswo hat jeder Bürger wenige Jahre nach der Euroumstellung schon wieder geschätzte drei Schuhkartons mit Münzen zu Hause herumstehen. Die Bundesbank bezeichnet dieses Horten aus Mangel an Loswerdemöglichkeiten als Zwangssparen, und der dadurch aus dem Verkehr gezogene Kleingeldberg fehlt dem Staat so schmerzlich, dass 2004 bereits Kleingeld aus Österreich importiert werden musste." Übergangsweise könnte man wenigstens die Pfennigparade wieder einführen: Kinder, die von Tür zu Tür gehen und die Marmeladengläser mit dem Rotgeld für gute Zwecke leeren. Aber nicht vor zwölf Uhr!

23. Elektronische Rechnungen sollen auch ohne Unterschrift gültig sein. In Deutschland müssen Rechnungen "in Schriftform vorliegen" oder elektronisch signiert sein. Wilko Steinhagen schreibt in der Financial Times vom 17.10.: "Doch die Erstellung der Signaturen ist kompliziert. Unternehmen können sie nur mithilfe eines eigenen Signaturservers erstellen, der Prüfcodes online mit staatlich anerkannten Trust-Centern austauscht. Schon die Pflege eines solchen Servers ist für die IT-Abteilung nicht einfach. Jede Rechnung, die ein Unternehmen versehen mit einer Signatur zugesendet bekommt, muss außerdem durch technische Verfahren noch einmal verifiziert werden." Demselben Artikel kann man entnehmen, dass es in Großbritannien überhaupt kein Problem ist, Rechnungen als einfaches PDF zu schicken. Also bitte, Staat.

24. Bedingungsloses Grundeinkommen. Sascha wollte den Punkt sowieso ins Buch schreiben, ich war damals noch dagegen, weil Prokrastinierer jedes Fitzelchen Motivation brauchen, das sie kriegen können, und dazu gehört eben auch eine gemäßigte Existenznot. Nach der Lektüre von Christian Rickens' bildendem Buch "Links! Comeback eines Lebensgefühls" bin ich jetzt aber doch für das Grundeinkommen, und zwar schon allein aus Gründen der Bürokratievereinfachung.

19.10.2008 | 14:54 | Korrekturen und Ergänzungen | Presse und Medien

Noch mehr Rezensionen

Morgen geht es hier auch wieder weiter mit nützlichen Informationen zum Thema statt purer Selbstbeweihräucherung, aber heute muss ich erst meinen Rezensionsspeicher leeren:

Lasst uns öfter mal was Neues machen! (Christian Geyer, FAZ). Sascha machte Christian Geyer daraufhin auf der Buchmesse einen Heiratsantrag, aber Geyer ist bereits verheiratet.

Stefan Niggemeiers Rezension in der FAZ: "Ein bisschen trübt es den Lesegenuss natürlich, wenn man – wie ich – Sascha Lobo ganz gut persönlich kennt (er verbrachte viele Stunden kaffeetrinkend in meinem Büro und schob das Aufschieben eines Buches über das Aufschieben auf). Nach den vielen Seiten, wie man perfekt prokrastiniert, bleibt das Kapitel darüber, wie man mit anderen Prokrastinierern umgeht, enttäuschend vage. Bis Mitte August wollte Lobo ein Konzept für ein gemeinsames Projekt fertig haben. Aber bis morgen, sagt er, schaffe er es auf jeden Fall."

Bei zeitspuk.de kritisiert julian: "Zugegeben, ich hatte anderes erwartet. Ein bisschen mehr gesellschaftliche Relevanz etwa, schließlich sind so manche kulturelle Errungenschaften wie die Wikipedia das fast auschließliche Ergebnis von massenhafter Prokrastination." Das ist die erste Kritik, die schmerzt, denn natürlich hat julian vollkommen recht. Ich weiß auch nicht, wie wir ausgerechnet die Wikipedia zu erwähnen vergessen konnten, aber wir haben das in einigen Interviews seither nachgeholt.

Unsere schöne erste Amazonrezension von Christian Fischer: "Oh, ich wollte ja noch eine Rezension über das neue Buch von Sascha Lobo schreib". Zwei weitere Rezensionen sind inzwischen aufgetaucht, deren Autoren bereitwillig zugeben, das Buch gar nicht gelesen oder auch nur gekauft zu haben. So lange solche Rezensenten nicht unter drei Sterne vergeben, wollen wir darüber nicht klagen.

Und DieWucht twittert: "Schmerzensgeld von @kathrinpassig und @saschalobo wg. Nebenwirkungen ihres Buchs verlangen? Schlaflosigkeit und Zeug wegarbeiten 24h nonstop" Das macht jetzt (zusammen mit den beiden aus dem ersten Rezensionsüberblick) schon drei Leser, bei denen das Buch paradoxe Wirkungen zeitigt.

Außerdem: Lob der Lobos (Uwe Justus Wenzel, NZZ Online); Bleistift und Notiz-Blog

12.10.2008 | 23:26 | Korrekturen und Ergänzungen

Prokrastination und Angst

Diese Stelle stand in der letztes Jahr beim Verlag eingereichten Leseprobe zum Buch. Bis wir dann zum Schreiben des eigentlichen Buchs kamen, hatten wir beide die Existenz der Leseprobe vergessen. Tja.

"Aus Jane Burkas und Lenora M. Yuens Bestseller 'Procrastination' erfährt der Leser, dass Aufschiebeverhalten weder eine schlechte Gewohnheit noch moralisches Versagen darstellt. Aber das ist noch lange kein Grund, sich beruhigt zurückzulehnen, denn stattdessen handelt es sich um 'ein komplexes psychologisches Problem, das auf Angst beruht' sowie natürlich – beide Autorinnen sind Psychologinnen – um die Folgen traumatischer Kindheitserlebnisse. Das ist einerseits nicht völlig falsch, denn Aufschieben hat zweifellos manchmal mit Angst zu tun. Aber ist es verwerflich, vor einem hungrigen Löwen im gleichen Käfig Angst zu haben? Und wäre eine Bedienungsanleitung für den Löwen eine sinnvolle Änderung des Zustands?"

08.10.2008 | 06:54 | Korrekturen und Ergänzungen

Die im Buch fehlenden Quellenangaben

Die Quellenangaben mussten aus Platzgründen aus dem Buch hierher ausgelagert werden; hier sind sie jetzt aber endlich. Sollte was im Buch Erwähntes fehlen, bitte in den Kommentaren beschweren, ich sehe dann noch mal nach.

Erklärungsmodelle
Piers Steel (2007): "The Nature of Procrastination: A Meta-Analytic and Theoretical Review of Quintessential Self-Regulatory Failure". Psychological Bulletin, Bd. 133, Nr. 1, S. 65-94. PDF
Drew Fudenberg und David K. Levine (2006): "A Dual-Self Model of Impulse Control". American Economic Review, Band 96, Nr. 5, S. 1449-1476, PDF
Ted O'Donoghue und Matthew Rabin (1999): "Doing It Now or Later" American Economic Review, Band 89, Nr. 1, S. 103-124, PDF

Deadlines
Valentina Alfi, Giorgio Parisi, Luciano Pietronero (2007): "Conference registration: how people react to a deadline", Nature Physics 3, S. 746, kurze Zusammenfassung
Mark Burgess, Michael E. Enzle, Rodney Schmaltz (2004): "Defeating the Potentially Deleterious Effects of Externally Imposed Deadlines: Practitioner's Rules of Thumb.", Personality and Social Psychology Bulletin 30(7), S. 868-877
Dan Ariely, Klaus Wertenbroch (2002): "Procrastination, deadlines, and performance: Self-control by precommitment", Psychological Science 13(3), S. 219-224, PDF
Stephanie P. Pezzo, Mark V. Pezzo, Eric R. Stone (2006): "The social implications and planning: How public predictions bias future plans", Journal of Experimental Social Psychology 42, S. 221-227, PDF
Roger Buehler, Dale Griffin und Michael Ross (1994): "Exploring the 'Planning Fallacy': Why People Underestimate Their Task Completion Times", Journal of Personality and Social Psychology 67(3), S. 366-381, PDF

Sport, Diät, Gesundheit
Gary Taubes "Good Calories, Bad Calories" (Knopf Publishing Group 2007)
Stefano DellaVigna, Ulrike Malmendier: "Paying Not to Go to the Gym", American Economic Review, Juni 2006, Band 96, S. 694-719, PDF
Emre Ozdenoren, Stephen Salant, Dan Silverman: "Willpower and the Optimal Control of Visceral Urges", NBER working paper, Version Mai 2006.
David Cutler, Edward Glaeser: "What Explains Differences in Smoking, Drinking and Other Health-Related Behaviors?", Harvard Institute of Economic Research, Discussion Paper Number 2060, Februar 2005
Christian Weymayr / Klaus Koch: "Vom Segen des Nichtwissens". DIE ZEIT 18.6.2003, Nr. 26

Impulskontrolle
Roy F. Baumeister / Kathleen D. Vohs (2007): "Self-Regulation, Ego Depletion, and Motivation", Social and Personality Psychology Compass, PDF
Kathleen D. Vohs / T.F. Heatherton (2000): "Self-Regulatory Failure: A Resource-Depletion Approach", Psychological Science 11(3), S. 249-254
Roy F. Baumeister, Matthew Gailliot, Nathan DeWall, Megan Oaten (2006): "Self-Regulation and Personality: How Interventions
Increase Regulatory Success, and How Depletion
Moderates the Effects of Traits on Behavior", Journal of Personality 74(6),PDF
Roy F. Baumeister, Kathleen D. Vohs, Dianne M. Tice (2007): "The Strength Model of Self-Control", Current Directions in Psychological Science, 16(6)
Matthew T. Gailliot, Roy F. Baumeister et al. (2007): "Self-Control Relies on Glucose as a Limited Energy Source: Willpower Is More Than a Metaphor", Journal of Personality and Social Psychology 92(2), S. 325-336, PDF
Mark Muraven, Roy F. Baumeister: "Self-Regulation and Depletion of Limited Resources: Does Self-Control Resemble a Muscle?" Psychological Bulletin 126(2), S. 247-259, PDF

Zitierte Bücher (unvollständige Auswahl)
Timothy Ferriss: "The 4-Hour Workweek" / "Die 4-Stunden-Woche"
Robert Levine: "A Geography of Time: On Tempo, Culture, and the Pace of Life" / "Eine Landkarte der Zeit: Wie Kulturen mit Zeit umgehen"
Neil Fiore: "The Now Habit" / Übersetzung wahrscheinlich: "Warum nicht gleich?!"
Joseph R. Ferrari et al: "Procrastination and Task Avoidance: Theory, Research, and Treatment"
Henri C. Schouwenburg et al: "Counseling the Procrastinator in Academic Settings" (versehentlich doppelt gekauft, verschenke eines an Berliner Selbstabholer. Ist aber wenig hilfreich.)

30.09.2008 | 16:29 | Korrekturen und Ergänzungen

Maximisers vs. Satisficers

Im Kapitel "Halbe Kraft voraus! – Energiesparendes Arbeiten" raten wir mit Hilfe verschiedener ausgedachter und an den Haaren herbeigezogener Argumente dazu, auch mal fünfe grade sein zu lassen. Dabei hätten wir unsere Behauptungen so schön mit den Ergebnissen der Glücksforschung untermauern können, wenn ich das Buch in meinem eigenen Regal, in dem sie drinstehen, nur etwas gründlicher gelesen hätte. Hier also das, was man irgendwann in das Kapitel einflicken müssen wird:

"One gets some idea of the strain of optimising by comparing the happiness of 'maximisers' (who seek the best) and 'satisficers' (who are content with what is good enough). Barry Schwartz of Swarthmore College and his colleagues have devised good scales that enable us to sort people into these two categories, and we do indeed find that the maximisers are less happy than the satisficers. Maximisers may indeed get some better 'objective' outcome through all their searching, but even so, they are less happy."
(Richard Layard: "Happiness – Lessons from a New Science", S. 198, deutsch wahrscheinlich: "Die glückliche Gesellschaft". Bei der Studie von Barry Schwartz handelt es sich um: Schwartz, B., Ward, A., Lyubomirsky, S., Monterosso, J., White, K. and Lehmann, D. (2002), "Maximising versus satisficing: Happiness is a matter of choice", Journal of Personality and Social Psychology, 83, 1178-97)

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