09.09.2008 | 15:19 | Blog und Buch

Verworfene Buchtitel

Triumph des Unwillens
Titel kommt später
Später Pussycat! Snooze! Snooze! Snooze!
Heute jedoch nicht
Übernächster Mittwoch ist auch noch ein Tag
Eine kurze Geschichte der Zeitverschwendung
Übernächster Mittwoch ist auch noch ein Tag
Nur ein Vierteljährchen (mit Stickereimotiv auf dem Umschlag)
Mehr Willenskraft in 30.000 Tagen
Organisiert in 30.000 Tagen
Diesseits des Lustprinzips
Sorge dich nicht – schiebe
Das Weltwissen der Verschieberegler
Zen oder die Kunst, das Motorrad erst übermorgen zu warten
0 Ergebnisse für "Weiterarbeiten". Meinten Sie "Wartearbeiten"?
Was ich endlich mal lesen müsste
Alles erledigen kann ich, wenn ich tot bin
Später oder später
Jemand müsste mal!
Liegen lassen
Heute nicht und morgen nicht gleich
Lass, was du nicht tun kannst
Nach der Pause ist vor der Pause
Mañana oder Wie ich lernte, das Verschieben zu lieben
Endlich Nichtmacher
Ich habe unfertig
Arbeit = Kraft x Umweg
Die Insel der Saumseligen
Gärtnern für Böcke
Weniger erledigen leicht gemacht
Voraussichtlich 30 Minuten später
Auf dem kürzesten Umweg
Auf dem schnellsten Umweg
Morgen oder so
Lifestyle of Bad Organisation
Die 1000 besten Zaudertricks
Halbe Kraft voraus!
Heute, morgen, irgendwann
Irgendwann ist auch noch ein Tag
Irgendwann, dringend
Die Kunst des Liegenlassens
Das Später-Prinzip
Hat sich erledigt
Fleißlos glücklich
Sommerhaus aufräumen, später
Liegen und liegen lassen
Aktenzeichen Unerledigt
Unordnung halten leicht gemacht
Morgen ist das neue Heute
Vom falschen Zeitpunkt
Die Wartenummer
Letzte Mahnung
No TODO
Putting the Pro in Procrastination
Der äußere Schweinehund
Titel einfügen (dringend!)
Jenseits des David-Allen-Gürtels

Von Kommentaren des Inhalts, da seien aber einige bessere Titel dabei als der endgültige, bitten wir abzusehen. So eine Buchtitelabstimmung ist nur geringfügig weniger kompliziert und kompromissbefrachtet als eine US-Präsidentschaftswahl mit 57 Kandidaten.

08.09.2008 | 21:36 | Blog und Buch

10 verbotene Tätigkeiten

Wer farbenblind ist, darf kein Verkehrspilot werden, und wer schon weiß, dass er zum Suchtverhalten neigt, zieht besser nicht "nur mal so zum Ausprobieren" am Crackpfeifchen. Um diese zehn Tätigkeiten sollten Sie als LOBO einen weiten Bogen machen:

1. Haustürgeschäfte abschließen, nur um den Vertreter loszuwerden. Man wird den Vertrag niemals innerhalb der Frist widerrufen, und da steht man dann mit einem Hörzu-Abonnement.

2. Abos abschließen, die sich selbst verlängern. Ausnahme: Verträge, die man tatsächlich bis ans Lebensende behalten will.

3. Ein Fernstudium beginnen. Die Chancen auf einen Abschluss sind unwesentlich größer als Null. Dasselbe gilt für Fernlehrgänge.

4. Ein Studienfach wählen, in dem es statt Prüfungen zu festgelegten Terminen nur Seminararbeiten zu frei gewählten Themen mit Abgabeterminen "irgendwann nächstes Jahr" gibt. Das bedeutet zwar, dass man praktisch kein geisteswissenschaftliches Fach studieren kann, aber wer das unbedingt tun will, soll eben ins Ausland gehen. Dort sind selbst geisteswissenschaftliche Fächer manchmal so verschult, dass sie von LOBOs bewältigt werden können.

5. DVDs oder Bücher bei Institutionen entleihen, die von Tag zu Tag steigende Überziehungsgebühren verlangen. Schon nach kurzer Zeit laufen so hohe Kosten auf, dass man sich erst recht nicht mehr zur Rückgabe überwinden kann. Jetzt kann man sich in der betreffenden Bibliothek oder Videothek nicht mehr blicken lassen, womit derselbe Zustand hergestellt ist, zu dem wir sowieso raten. Nur viel, viel teurer.

6. Ein Auto kaufen. Nichts bringt so viele administrative Zumutungen mit sich wie der Besitz eines Autos: Die Anmeldung! Die Ummeldung! Der immer wiederkehrende TÜV! Neue gesetzliche Regelungen! Die regelmäßig zu bezahlende Versicherung! Der Briefwechsel mit der Versicherung! Die Parkknöllchen! Das extrafrühe Aufstehen zur Vermeidung weiterer Parkknöllchen! Die Wiederbeschaffung des abgeschleppten Autos! Die im Auto eingesperrten Autoschlüssel! Das Aufräumen und Staubsaugen im Inneren des Autos!

7. Geldanlageformen wählen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder verkauft werden müssen, wenn es sich lohnen soll. Insbesondere Optionen eröffnen erstaunliche Geldverbrennungsmöglichkeiten.

8. Pflegeintensive Pflanzen oder Haustiere in die Wohnung aufnehmen. Eine Vogelspinne kommt auch mal ein Jahr lang ohne Futter aus. Kleintiere mit regem Stoffwechsel sind nicht zu empfehlen.

9. Heiraten. Eine Ehe ist wie ein Abonnement fürs Fitnessstudio – man kommt relativ einfach rein, aber wieder rauszukommen ist langwierig, teuer und kompliziert.

10. Gegen Punkt 1-9 verstoßen, weil man sich vorgenommen hat, sich diesmal einfach ernsthaft zusammenzureißen.

Steht entweder im Buch oder auch nicht, das wird man dann sehen, wenn das Buch da ist.

08.09.2008 | 02:34 | Kategorie braucht noch einen Titel!

Arbeitsaufschiebevarianten


Von dieser seltsamen Seite entlehnt

Nun.

05.09.2008 | 10:47 | Korrekturen und Ergänzungen | Berichte und Beispiele

Zusammenfassungsdienst: Produktivität und Ablenkung

Alles schon ein paar Monate her, aber ihr habt es ja doch noch ungelesen im Feedreader stecken.

Gina Trapani, What Productivity Studies Really Show:
Täglich liest man irgendwo, wie sehr ständiges Maillesen die Produktivität schmälert und dass Multitasking der Untergang des Abendlandes ist. Dabei ist zum einen nicht einkalkuliert, dass z.B. die Einführung von E-Mail gleichzeitig die Produktivität drastisch erhöht hat, zum anderen stammt vermutlich ein Großteil dieser Behauptungen von Leuten, die einfach nicht mit dem Internet umgehen können. Verweise auf Anne Zelenka (sich beim Arbeiten nicht abschotten, sondern offen für Abschweifungen und Ablenkungen bleiben), Clay Shirky (Online-Interaktion ist viel besser als frühere Zeitvertreibe wie Fernsehen) und Bill Gates (wir werden nicht mit zu vielen, sondern mit zu wenig Informationen bombardiert).

Anne Zelenka, Busyness vs. Burst: Why Corporate Web Workers Look Unproductive:
Wer in der burst economy (Innovation, flache Hierarchien, unregelmäßige Produktivität) arbeitet, sieht nur nach den Maßstäben der herkömmlichen business economy unproduktiv aus – weil er nicht ganztags am Rechner sitzt, weil er nicht sofort auf jede Mail reagiert (sondern andere Kommunikationskanäle wie Blogs, Chats etc. nutzt), weil er viel Zeit damit verbringt, ziellos im Web herumzusurfen und weil er das schnelle Experiment der langfristigen Planung vorzieht. Die Welt braucht beide Arbeitsmodi.

Anne Zelenka, Bring on Information Overload: It's Good for You:
Wer mehr Informationen ausgesetzt ist, lernt auch mehr zu bewältigen und wird dabei schlauer. Zitiert Stowe Boyd: Halbaufmerksamkeit ist keine Krankheit, sondern der Arbeitsmodus der Zukunft. Tipps unter anderem: Unbesorgt auch mal was verpassen, ungelesene Mails löschen, alles Wichtige findet sowieso mehrmals den Weg zu uns.

Das alles steht in "Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin" zwar auch so ungefähr drin, aber ohne Verweise auf diese schönen Details, die erst auftauchten, als das Buch schon fertig war.

04.09.2008 | 07:38 | Berichte und Beispiele

Arbeitssimulation

Diesen Gastbeitrag mailte uns unverlangter- und unbekannterweise Rebecca Schwerdtfeger. Er hat mit dem Thema des Buchs indirekt zu tun, nämlich erstens insofern, als man (Sascha und ich) manchmal selbst keine Arbeit machen muss, wenn andere (Rebecca) sie tun. Zweitens ist die Arbeitssimulation eine entfernte Verwandte der Prokrastination: Im einen Fall gibt es keine Arbeit, im anderen Fall mehr als genug, aber in beiden Fällen kommt es zu Ausweichhandlungen, die mal mehr, mal weniger sinnvoll sind. Für die Zukunft könnte man ein System erwägen, in dem die offenbar zahlreichen Arbeitssimulanten einfach diejenige Arbeit erledigen, die sich auf den Schreibtischen von Prokrastinierern stapelt. Wir wittern da ein Geschäftsmodell.

Jede bemitleidenswerte Kreatur, die ein festes Arbeitsverhältnis hat, kennt es, das schwere Kreuz der Arbeitsimulation. Draußen ist das Wetter klasse und man weiß, dass es pünktlich zum Wochenende wieder schlecht sein wird. Man hat nichts zu tun, doch das Büro hängt wie eine Fußfessel an einem. Man sitzt dort und muss Arbeit simulieren, obwohl es keine gibt. Der Chef sieht es nicht sehr gern, wenn die Belegschaft nur dasitzt oder womöglich früher Schluss macht. Arbeitssimulationen wurden nur erfunden, weil Chefs es nicht akzeptieren können, wenn mal nichts geschieht, weil nichts zu tun ist. Nichts gibt es nicht, wer keine Arbeit hat, soll sich welche suchen!

Doch was dabei außer Acht gelassen wird ist, dass am Ende die Arbeitssimulation für den eigentlichen Arbeitsprozess genauso förderlich ist, wie Diätschokolade zu essen, wenn man abnehmen möchte. Sie schadet der Effektivität. So musste ich schon selbst die Erfahrung machen, Aufgaben aus dem Hut zu zaubern, wo es nichts zu zaubern gab. Dies wäre auch ein gutes TV-Konzept für das Privatfernsehen, "die 10 erfolgreichsten Arbeitsimulationen".

Eine altbekannte Strategie ist, dass Aufgaben nur halb erledigt werden, damit man noch behaupten kann, man habe Probleme, man sei am Ball, man habe noch etwas zu recherchieren oder es sei bald fertig.

Epizentren der Arbeitssimulation sind Fabriken, so beobachtete ich in den Semesterferien in einer Müslifabrik eine Frau, die wie ein Planet die Produktionshalle umkreiste und dabei den Boden fegte. Sie tat nichts anderes seit Jahren und das acht Stunden täglich. Stündlich tauchte sie in meiner Umlaufbahn auf.

Blieb sie doch mal stehen und der Chef entdeckte dies, gab es sofort strafende Blicke. Aus diesem Grund erfand auch der Rest der Belegschaft pfiffige Ideen, um beschäftigt zu wirken. Besonders beliebt und erfolgreich war dabei die Strategie, Müsliriegel, welche unverpackt aus der Maschine fielen, aufzusparen und anschließend mit der Hand zu verpacken, doch anstatt die Riegel zurück in die Maschine zu entlassen wurden sie wieder zurück auf den Tisch gekippt, damit der Berg ja nicht kleiner wurde, denn käme der Chef vorbei, musste man gewappnet sein, schließlich war man ja fleißig wie ein Bienchen.

Das Problem an der Sache war, dass, wenn es wirklich mal viel zu tun gab, die Requisiten der Simulation die Arbeiterschaft unnötigerweise davon abhielt, sich der wirklichen Aufgabe zu stellen.

Selbst an der Baumarktkasse wurde ich Zeuge des Unbegreiflichen. Die Kassiererinnen waren dazu angehalten, die Werbeprospekte zu studieren, damit sie beschäftigt aussahen. Ich frage mich, was ist so falsch daran, einfach mal Löcher in die Luft zu starren?

Auch in sozialen Einrichtungen, wie Kindertagestätten taucht die Arbeitssimulation hin und wieder auf. Eine Kollegin wollte eine Geburtstagsraupe basteln. Sie erschloss dabei gleich zwei Techniken des Vortäuschens, zum einen die Entdeckung der Langsamkeit und zum anderen, die unnötige Erschwerung der Tätigkeit. So benutzte sie einen Cutter statt einer Schere, um das Papier zu zerschneiden und benötigte für die Herstellung jener Raupe eine ganze Woche. Respekt! Sie wurde mein persönliches Idol.

Auch dieser Text ist das Ergebnis einer erfolgreichen Simulation. Mein Kollegen denken, ich tippe eifrig Texte, die dem Zwecke der Arbeit dienen, doch ich tippe nur um zu tippen, schließlich habe ich meine Aufgaben für heute erfolgreich erledigt, aber Arbeitsschluss ist erst in 30 Minuten, also tippe ich und tippe.

Rebecca Schwerdtfeger | Dauerhafter Link | Kommentare (8)

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