08.09.2008 | 21:36 | Blog und Buch

10 verbotene Tätigkeiten

Wer farbenblind ist, darf kein Verkehrspilot werden, und wer schon weiß, dass er zum Suchtverhalten neigt, zieht besser nicht "nur mal so zum Ausprobieren" am Crackpfeifchen. Um diese zehn Tätigkeiten sollten Sie als LOBO einen weiten Bogen machen:

1. Haustürgeschäfte abschließen, nur um den Vertreter loszuwerden. Man wird den Vertrag niemals innerhalb der Frist widerrufen, und da steht man dann mit einem Hörzu-Abonnement.

2. Abos abschließen, die sich selbst verlängern. Ausnahme: Verträge, die man tatsächlich bis ans Lebensende behalten will.

3. Ein Fernstudium beginnen. Die Chancen auf einen Abschluss sind unwesentlich größer als Null. Dasselbe gilt für Fernlehrgänge.

4. Ein Studienfach wählen, in dem es statt Prüfungen zu festgelegten Terminen nur Seminararbeiten zu frei gewählten Themen mit Abgabeterminen "irgendwann nächstes Jahr" gibt. Das bedeutet zwar, dass man praktisch kein geisteswissenschaftliches Fach studieren kann, aber wer das unbedingt tun will, soll eben ins Ausland gehen. Dort sind selbst geisteswissenschaftliche Fächer manchmal so verschult, dass sie von LOBOs bewältigt werden können.

5. DVDs oder Bücher bei Institutionen entleihen, die von Tag zu Tag steigende Überziehungsgebühren verlangen. Schon nach kurzer Zeit laufen so hohe Kosten auf, dass man sich erst recht nicht mehr zur Rückgabe überwinden kann. Jetzt kann man sich in der betreffenden Bibliothek oder Videothek nicht mehr blicken lassen, womit derselbe Zustand hergestellt ist, zu dem wir sowieso raten. Nur viel, viel teurer.

6. Ein Auto kaufen. Nichts bringt so viele administrative Zumutungen mit sich wie der Besitz eines Autos: Die Anmeldung! Die Ummeldung! Der immer wiederkehrende TÜV! Neue gesetzliche Regelungen! Die regelmäßig zu bezahlende Versicherung! Der Briefwechsel mit der Versicherung! Die Parkknöllchen! Das extrafrühe Aufstehen zur Vermeidung weiterer Parkknöllchen! Die Wiederbeschaffung des abgeschleppten Autos! Die im Auto eingesperrten Autoschlüssel! Das Aufräumen und Staubsaugen im Inneren des Autos!

7. Geldanlageformen wählen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder verkauft werden müssen, wenn es sich lohnen soll. Insbesondere Optionen eröffnen erstaunliche Geldverbrennungsmöglichkeiten.

8. Pflegeintensive Pflanzen oder Haustiere in die Wohnung aufnehmen. Eine Vogelspinne kommt auch mal ein Jahr lang ohne Futter aus. Kleintiere mit regem Stoffwechsel sind nicht zu empfehlen.

9. Heiraten. Eine Ehe ist wie ein Abonnement fürs Fitnessstudio – man kommt relativ einfach rein, aber wieder rauszukommen ist langwierig, teuer und kompliziert.

10. Gegen Punkt 1-9 verstoßen, weil man sich vorgenommen hat, sich diesmal einfach ernsthaft zusammenzureißen.

Steht entweder im Buch oder auch nicht, das wird man dann sehen, wenn das Buch da ist.

Kommentar #1 von Birgit:

Das mit Fernstudium und Haustieren kann ich voll bestätigen. Beim Heiraten gilt die Abo-Regel – man sollte es fuer immer wollen ;)
Gute Nacht von einer, die sich demnext auch total zusammenreißen wird...

09.09.2008 / 01:44

Kommentar #2 von Benny:

Problematisch ist wenn man solches Studienfach wählt bevor man festgestellt hat ein LOBO zu sein
P.S. ist LOBO die neue Digitale Bohème (Smiley hier denken)

09.09.2008 / 09:39

Kommentar #3 von Bleistifterin:

ad 4)
Ihr habt Euch wohl länger nicht mehr immatrikuliert, oder? Schon mal was von Bachelorstudiengängen und Bologna gehört? Hier wird der zukünftige Geisteswissenschaftler jetzt knallhart an die Realität von Deadlines gewöhnt...

09.09.2008 / 09:55

Kommentar #4 von Kathrin:

@Bleistifterin, das stimmt, obwohl Sascha Lobo immer noch irgendwas studiert, mit dem er "nächstes Semester" fertig sein will, seit ich ihn kenne. Aber da sich das Universitätswesen innerhalb meiner 22 Studiumssemester in allenfalls gletscherartiger Geschwindigkeit (Fortbewegung, nicht Abschmelzen) gewandelt hat, bin ich mal davon ausgegangen, dass sich in den seither vergangenen 16 Semestern auch nicht viel getan haben wird. Schön für die Geisteswissenschaftler, wenn das gar nicht wahr ist.

09.09.2008 / 12:29

Kommentar #5 von Laura:

Seid ihr eigentlich die Reinkarnation der "Generation Doof"-Autoren? So quasi frei nach dem Motto "Generation zu doof zum Leben"?

09.09.2008 / 13:57

Kommentar #6 von Kathrin:

Diesen Vorwurf wird man wohl noch öfter hören. Ja, uns fällt manches etwas schwerer als manchen anderen. Aber weil es eben nicht weiterhilft, Legastheniker, Prosopagnostiker, Vergessliche, Rechts-Links-Verwechsler oder Prokrastinierer doof zu nennen, versuchen wir in "Dinge geregelt kriegen" zu erklären, wie man entweder die Welt oder sein Verhalten an diese Umstände anpassen kann. Wir beglückwünschen alle Lauras da draußen, die das nicht nötig haben, und raten ihnen zum Kauf irgendeines anderen Buchs.

09.09.2008 / 14:54

Kommentar #7 von Laura:

Süß. Offensichtlich ist das nächste Buch dann "Wie ich mit Kritik umgehe".

09.09.2008 / 17:56

Kommentar #8 von Matthias C.:

Oder vielleicht "Wie ich Kritik übe, die auch ernstgenommen wird (mit Formulierungshilfen)". Das fehlt vielleicht eher als das andere auf dem Markt.

09.09.2008 / 18:52

Kommentar #9 von Frau Grasdackel:

In einem Bundesland zu leben, das Studiengebühren erhebt, ist für einen LOBO auch nicht so verkehrt.

10.09.2008 / 04:50

Kommentar #10 von Spiderman:

Die Empfehlung mit der Vogelspinne finde ich grob fahrlässig und unfair der armen Vogelspinne gegenüber. Meiner Erfahrung nach ist es zwecklos sich auf Dinge mit langen Wartungszyklen zu verlassen. Dem vertrockneten Kaktus wird vielleicht nie bewusst, was er mit den regelmäßigen Regengüssen in der Wüste für ein prächtiger Vertreter seiner Art hätte werden können, aber einer Vogelspinne sollte doch die selbstbestimmte Triebbefriedigung zugebilligt werden. Dem arachnophilen LOBO sei lieber die klassische Spinne in der Zimmerecke empfohlen.

10.09.2008 / 22:06

Kommentar #11 von drikkes:

Dem Punkt Nummer 6 ist uneingeschränkt zuzustimmen. Obwohl der Versuch, durch stundenlange Parkplatzsuche den Erhalt von Knöllchen zu umgehen, seinerseits schon fast wieder als Zeitvertreib angesehen werden kann.

18.09.2008 / 15:07

Kommentar #12 von Runner44:

Nun seit mal alle wieder lieb miteinander. Das Buch ist gelungen. Es gibt eben doch noch Menschen die anders sind. Da wir alle anders sein wollen, sollten wir es nicht schlechtreden. Das Wissen um das anderssein schafft anderssein. Und das wollten wir doch alle oder? Vielen Dank für die vielen Lesetipps. Und ein Buchtipp für die Herrn Werner Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert!

28.12.2008 / 15:13

Kommentar #13 von Sylvia:

Ich würde Tier nicht so schnell zum Abschuss freigeben. Hab zwei Katzen, und grade ne Katze wird nicht so leicht vergessen.
Sei es eben durch ein zum Himmel stinkendes Katzenklo oder eine krakeelende Katze, weil sie Hunger hat. Der Terzfaktor nimmt dann solange zu, bis die Katze ihr Fressen hat.

05.10.2010 / 07:34