09.10.2008 | 23:38 | Blog und Buch
Vorhin rief Matthias Matussek an und fragte, ob "Dinge geregelt kriegen" das richtige Buch zur falschen Zeit sei. Ich wusste erst nicht, was er meinte, aber er hatte mich auch aus dem Tiefschlaf gerissen. Es ging, wenn ich ihn richtig verstanden habe, um die Wirtschaftskrise und darum, dass die im Buch propagierte Faulheit nur in guten Zeiten funktioniere. Falls es außer Matussek noch jemand wissen will:
1. Wir singen gar nicht das Loblied der Faulheit. Siehe auch Kritik-Hilfestellung.
2. In schlechten Zeiten braucht man sogar noch weniger Selbstdisziplin als in guten. Wenn kein Geld auf dem Konto ist, fällt es auch Verpeilten relativ leicht, zügig Rechnungen zu schreiben oder womöglich endlich mal ihren Lohnsteuerjahresausgleich für die letzten Jahre in Gang zu bringen. Geldmangel ist ähnlich wie eine unverrückbare Deadline ein praktisches Motivationsinstrument. Wer von außen zu etwas genötigt wird, spart wertvolle Selbstaufraffungskräfte.
3. Aktionismus scheint der Wirtschaft auch nicht direkt zu helfen. (Im Buch steht übrigens explizit, dass man die Finger von seinen Geldanlagen lassen und nicht täglich drin herumrühren sollte. "10 Dinge, die man ohne schlechtes Gewissen unterlassen kann", Seite 110.)
Mir ist so, als gäbe es noch ein viertes Argument, aber das trage ich dann vielleicht nach.
Kommentar #1 von saoirse:
allein die frage nach der falschen zeit ist schon nicht wirklich zentral intelligent gestellt.
was passt in zeiten einer globalen wirtschaftskrise besser als ein buch, in dem wir gesagt kriegen, wie wir alle zu ritalinfressenden kleinen LOBOS werden, die gar nicht mehr merken, dass irgendwo da draußen gerade eine wirtschaftskrise stattfindet, weil sie so mit dem aufschieben des gedankens an aktien, rente, zukunft, geld (...) auf morgen beschäftigt sind?
10.10.2008 / 01:29
Kommentar #2 von Tibia Fibula:
Na. Ritalinverherrlichung kann man dem Buch jetzt nicht vorwerfen.
10.10.2008 / 05:51
Kommentar #3 von Phil:
... vielleicht nochmal die schicken Anzeigen im Intellektuellen-Boulevard checken. "Lizenz zum Entspannen" klingt für mich nicht wirklich wie Werbung für das Buch. Hat die Agentur eigentlich ein Exemplar gehabt?
10.10.2008 / 09:04
Kommentar #5 von Kathrin:
Bitte nicht das Agenturthema ansprechen. Der Eimer mit unseren Tränen ist schon voll.
10.10.2008 / 11:07
Kommentar #6 von Kathrin:
Noch ein Wort zu den "ritalinfressenden kleinen LOBOS (...), die gar nicht mehr merken, dass irgendwo da draußen gerade eine wirtschaftskrise stattfindet, weil sie so mit dem aufschieben (...) morgen beschäftigt sind": Man kann Ritalin manches vorwerfen, und wir weisen im Buch, glaube ich, auch ausreichend auf die Nachteile hin. Aber dass man unter Ritalin-Einfluss irgendwas gar nicht mehr merkt oder sich mit Aufschieben beschäftigt: das könnte falscher nicht sein. Es handelt sich ja schließlich nicht um ein Beruhigungsmittel; im Gegenteil.
10.10.2008 / 14:24
Kommentar #7 von saoirse:
tut mir leid, wenn das jetzt etwas bösartig rübergekommen ist. ich wollte euch eigentlich gegenüber dem unterstellten falschen zeitpunkt in schutz nehmen. sollte man nicht zynisch und mitten in der nacht tun.
no offense intended, ich fand das buch stellenweise recht genial (sonst hätte ich es ja wohl kaum in einem atemzug durchgelesen!)
10.10.2008 / 15:03
Kommentar #8 von Kathrin:
Vielen Dank für die Klarstellung, das erspart mir mühsames Ärgern. Vielleicht sollten wir auch so was wie GMail Goggles einführen und nächtliche Kommentatoren vor dem Abschicken Rechenaufgaben lösen lassen.
10.10.2008 / 16:19